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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 27.02.2015


Orioxy - Lost Children
Clarissa Lempp

Pop-Jazz mit Harfe und Songwriting verbinden sich bei Orioxy auch mal mit hebräischen Texten. Das Ergebnis ist ein gekonnter Stilbruch, mit fragilen und düsteren bis spielerisch leichten Sphären.




Bereits das dritte Album legt das Schweizer Quartett Orioxy mit "Lost Children" vor. Wie auch bei den Vorgängern, stehen hier wieder die dunklen Töne, die verwaschenen Erinnerungsmomente und Yael Millers Stimme sowie Julie Campiches Harfe im Vordergrund. Es wird gezupft, gehaucht, gejammt und gerappt - rhythmisch begleitet durch Kontrabass (Manu Hagmann) und Schlagzeug (Roland Merlinc). Die Liebe zum Avantgarde-Pop schlägt sich dabei nieder. Der Song "Go Now" könnte selbst aus Joanna Newsoms Feder stammen, "In my Head" erinnert dagegen an Björks elektronische Phantasielandschaften. Yael Millers Gesang bringt Wärme und gleichzeitig Zerbrechlichkeit. Etwas liegt darin, dass gleich an die ganz großen Stimmen des Trip Hop denken lassen (Beth Gibbons!).

Nächtliche Szenen, dunkle Kindheitserinnerungen, traumwandlerische Atmosphären und poetische Texte ergänzen die spielfreudigen Ambitionen des Quartetts. Fast filmisch bauen sich die Lieder auf, arbeiten sich immer weiter zu einem Höhepunkt oder klingen auch mal einige Sekunden aus. Organisch fühlt sich das an, manchmal fast ungestüm aber niemals plump. Songs, die mehr als Lieder sind. Sie sind stimmungsvolle Kompositionen. Das hebt Orioxy vom Pop ab. Yael Millers Texte bewegen sich in drei Sprachen: Französisch, Englisch und Hebräisch. Immer wieder geht es dabei um den Ausbruch aus Allgemeinplätzen wie in "Isha" (Woman) oder "Princess": "Midnight chimes/ the dance is done/ the masks are off/ my slippers lost..."

AVIVA-Tipp: Dass Orioxy bereits 2013 den Jury Preis des "Tremplin Jazz d´Avignon" gewannen, verwundert nicht. Mit der Mischung aus Jazz, Pop und Songwriting füllt die Band nicht einfach eine Lücke, sondern schafft sich ihre eigene Nische.

Orioxy
Lost Children

Label: GLM Music GmbH
VÖ: 27.02.2015

www.orioxy.net

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

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Beitrag vom 27.02.2015

Clarissa Lempp